Willy Guggenheim (Varlin) (1900–1977 )
Zu den verkauften WerkenIn St. Gallen besucht Willy Guggenheim die Kantonsschule. Er absolviert eine Ausbildung in der Kunstgewerbeschule St. Gallen, sowie eine Lehre im lithografischen Atelier Seitz. Nach dieser Lehre besucht er die kunstgewerbliche Abteilung der Gewerbeschule St. Gallen unter August Wanner. Zu seinen Mitschülern gehört auch Ferdinand Gehr, mit dem er auch weitere Stationen seines Lebensweges teilt.
Bereits in den 20er-Jahren betätigt sich der Künstler auch als Karikaturist, besonders für die satirische Zeitschrift „Nebelspalter“. Oft signierte er seine Beiträge mit „Willy“ oder „Willy Guggenheim“ – diese frühen Arbeiten zeichnen sich bereits durch ihre unkonventionelle Art und ihre künstlerische Sicherheit aus.
Im Jahr 1921 verlässt Willy Guggenheim die Ostschweiz um in Berlin die Staatliche Kunstgewerbeschule zu besuchen. Der deutschen Stadt bleibt er lediglich zwei Jahre treu: Willy Guggenheim zieht es nach Paris. In der französischen Metropole wird er vorerst sesshaft. Er studiert an der Académie Julian, der Académie André Lhote sowie an der Grande Chaumière.
Das Zusammentreffen des Kunsthändlers Leopold Zborowski mit Willy Guggenheim im Jahr 1930 markiert einen wichtigen Meilenstein in dessen künstlerischer Karriere: Zborowski wird zu seinem Entdecker, Mentor und Mäzen. Durch ihn erhält Willy Guggenheim nicht nur einen Vertrag und einen Atelierplatz im bekannten Pavillon de la Ruche in Montparnasse, sondern auch seinen Künstlernamen Varlin. Zborowski war auch der Entdecker der Maler Modigliani, Utrillo und Soutine.
Im Jahr 1932 stirbt Leopold Zborowski. Varlin kehrt in seine alte Heimat zurück: Zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester bezieht er eine Wohnung im Zürcher Stadtteil Wollishofen. Bis in die 1960er Jahre bleibt Zürich - trotz zahlreicher Reisen - das Zentrum seines Lebens und seiner künstlerischen Tätigkeit. Enge Freundschaften verbinden ihn mit den Schriftstellern Hugo Lötscher und Friedrich Dürrenmatt. Varlin bemüht sich um das eidgenössische Kunststipendium, es wird ihm dreimal gewährt.
Erst in den 1950er Jahren erhält Varlin jedoch seine ersten bedeutenden Ausstellungen. Das Kunsthaus Zürich widmet dem “Sohn“ der Stadt sogar erst in dessen sechzigstem Lebensjahr eine Ausstellung. Ebenfalls als Sechzigjähriger erhält Varlin die ehrenvolle Aufgabe, die Schweiz an der Biennale in Venedig zu vertreten.
Drei Jahre später widerfährt Varlin privates Glück: Er heiratet Franca Giovanoli. Da sie ursprünglich aus dem Bergell stammt, verlagert sich Varlins bevorzugter Aufenthaltsort zunehmend von Zürich in das Bergeller Dorf Bondo. Dort fertigt er auch den grössten Teil seines Spätwerks. Es gilt gemeinhin als der Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere. Am 30. Oktober 1977 stirbt Varlin in Bondo.
Das Werk des Künstlers Varlin wurde lange Zeit missverstanden und zu wenig beachtet. Ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Varlin keinerlei Interesse an der avantgardistischen beziehungsweise abstrakten Malerei seiner Zeit hatte und stattdessen konsequent figurativ arbeitete. Dadurch wurde seine Kunst eher als unzeitgemäss aufgefasst.
Äusserliches Kennzeichen für Varlins Werke ist oft der skizzenartige Malstil. Der erste Eindruck täuscht allerdings: Varlin malte stets sorgfältig und kontrolliert. Zudem liebte er es in seine Bilder unerwartete Materialien im Sinn einer Collage einzufügen. Metallstücke, Leder oder auch Pferdehaare sind nichts Ungewöhnliches in seinen Werken. Auch bei der Wahl der Bildträger beweist Varlin seine Liebe für das Kuriose: Holz, Jute oder Karton verwendete er ebenso gerne wie die traditionelle Leinwand.
Varlin arbeitete vielseitig: Er malte, zeichnete und illustrierte. Er schuf grossartige Porträts, Interieurs, Landschaften, und Stillleben. Konsequenz erkennt man eher in der Thematik seiner Bilder. Das Obskure und das Abgründige erweckten seine Neugier. Varlins Sichtweise ist mitunter bissig, manchmal bitter, gar traurig. Trotzdem wollte er mit seiner Kunst keine gesellschaftskritische Position einnehmen. Varlin erkannte das Dasein als absurd. Dieses Empfinden drückte er durch seine Kunst aus.
Varlin
Gespräch mit Friedrich Kappeler - Sternstunde Kunst - Play SRF

Willy Guggenheim (Varlin)
Arbeiter, 1950CHF 14'225

Willy Guggenheim (Varlin)
Die Mutter des Künstlers, 1943CHF 85'078

Willy Guggenheim (Varlin)
Franca Giovanoli, 1953CHF 49'478

Willy Guggenheim (Varlin)
Friedhof in Spanien, 1958/59.CHF 34'000

Willy Guggenheim (Varlin)
Zwerge in Battersea, 1955CHF 18'554