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Vente du 13 mars 2024 - Art Classique International
ALFRED KUBIN – EINE WIEDERENTDECKTE SAMMLUNG (Lose 34–65)
Der Grafiker und Schriftsteller Alfred Kubin hat sein Kunstwollen in ganz besonderer Weise darauf ausgerichtet, hinter jedem Bestandteil unserer «Tatsachenwelt» ein geheimnisvolles «eigentliches Erleben» aufzuspüren, eine zusätzliche Wirklichkeitsebene, die am ehesten mit den vielschichtigen Erfahrungen der menschlichen Traumwelt vergleichbar ist. Heute wird er als ein Grossmeister der phantastischen Kunst in Wort und Bild diskutiert, als eine gänzlich eigenständige Künstlerpersönlichkeit, die jedoch Zeit ihres Lebens in intensiven Kontakt mit vielen Künstlerfreunden, Philosophen, Literaten usw. gestanden ist. Als Mitwirkender am Blauen Reiter in München oder etwa als einer der wichtigsten Buchillustratoren der Zwischenkriegszeit prägte Kubin in nachhaltigster Weise das Bilderleben vieler Menschengenerationen. Das vorliegende Konvolut gibt einen schönen Überblick über sein vielgestaltiges Schaffen. Immer wieder sind es die Tierwesen, die Kubin in ihrer Vielschichtigkeit hin zum Menschlichen faszinieren, aber auch (scheinbar) banale Alltagsszenen erhalten in seiner Interpretation zusätzliche Geheimnisebenen, die seine Werke immer wieder von neuem faszinierend machen. Werke im Zusammenhang mit seinen publizistischen Erfolgen der frühen Jahre, etwa die Weber-Mappe oder sein berühmter Roman Die andere Seite (erschienen 1910), finden sich in diesem Konvolut ebenso wie Bezugnahmen auf die ländliche Umgebung seiner späteren Lebensjahrzehnte. Oftmals reichen wenige Striche und nur angedeutete Hell-Dunkel- Schattierungen, um hochkomplexe Erzählsituationen in einer konzentrierten Bildsituation zu gestalten Nach einigen früheren Erfahrungen in anderen Bildtechniken ist es schliesslich die Tuschfederzeichnung, die zur bestimmenden Charakteristik der Kubin-Blätter geworden ist. Ausgehend von Bilderfahrungen der Alltagswelt oder kunsthistorischer bzw. literarischer Bilder – Kubin besass eine mehr als umfangreiche Bibliothek und eine grosse Kunstsammlung –, gestaltete er stets die Ahnung vieler weiterer Erfahrungsebenen und Symbolzusammenhänge, zu denen der Künstler die Betrachter seiner Bildwelten hinführen möchte.
Peter Assmann
Catalogue en ligne Vente du 13 mars 2024 - Art Classique International Lot 34 Alfred Kubin 1877–1959

Märchen
Tusche und Aquarell, weiss gehöht, auf Papier
unten rechts signiert AKubin
unten links bezeichnet Märchen
15,3 x 12,5 cm (Motiv); 35,5 x 27 cm (Blatt)

Estimation

CHF 15'000 – 20'000

ALFRED KUBIN – EINE WIEDERENTDECKTE SAMMLUNG (Lose 34–65)
Der Grafiker und Schriftsteller Alfred Kubin hat sein Kunstwollen in ganz besonderer Weise darauf ausgerichtet, hinter jedem Bestandteil unserer «Tatsachenwelt» ein geheimnisvolles «eigentliches Erleben» aufzuspüren, eine zusätzliche Wirklichkeitsebene, die am ehesten mit den vielschichtigen Erfahrungen der menschlichen Traumwelt vergleichbar ist. Heute wird er als ein Grossmeister der phantastischen Kunst in Wort und Bild diskutiert, als eine gänzlich eigenständige Künstlerpersönlichkeit, die jedoch Zeit ihres Lebens in intensiven Kontakt mit vielen Künstlerfreunden, Philosophen, Literaten usw. gestanden ist. Als Mitwirkender am Blauen Reiter in München oder etwa als einer der wichtigsten Buchillustratoren der Zwischenkriegszeit prägte Kubin in nachhaltigster Weise das Bilderleben vieler Menschengenerationen. Das vorliegende Konvolut gibt einen schönen Überblick über sein vielgestaltiges Schaffen. Immer wieder sind es die Tierwesen, die Kubin in ihrer Vielschichtigkeit hin zum Menschlichen faszinieren, aber auch (scheinbar) banale Alltagsszenen erhalten in seiner Interpretation zusätzliche Geheimnisebenen, die seine Werke immer wieder von neuem faszinierend machen. Werke im Zusammenhang mit seinen publizistischen Erfolgen der frühen Jahre, etwa die Weber-Mappe oder sein berühmter Roman Die andere Seite (erschienen 1910), finden sich in diesem Konvolut ebenso wie Bezugnahmen auf die ländliche Umgebung seiner späteren Lebensjahrzehnte. Oftmals reichen wenige Striche und nur angedeutete Hell-Dunkel- Schattierungen, um hochkomplexe Erzählsituationen in einer konzentrierten Bildsituation zu gestalten Nach einigen früheren Erfahrungen in anderen Bildtechniken ist es schliesslich die Tuschfederzeichnung, die zur bestimmenden Charakteristik der Kubin-Blätter geworden ist. Ausgehend von Bilderfahrungen der Alltagswelt oder kunsthistorischer bzw. literarischer Bilder – Kubin besass eine mehr als umfangreiche Bibliothek und eine grosse Kunstsammlung –, gestaltete er stets die Ahnung vieler weiterer Erfahrungsebenen und Symbolzusammenhänge, zu denen der Künstler die Betrachter seiner Bildwelten hinführen möchte.
Peter Assmann