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Online Catalogue

3 April 2025 - A Swiss Private Collection
Provenance

Frau E. T.
Auktion Hôtel Drouot, Paris, 20.3.1912, Los 7
Sammlung Emil Glückstadt
Auktion Winkel & Magnussen, Kopenhagen, 2.– 5.6.1924, Los 694

Literature

Michael Strang Robinson, Van de Velde, A catalogue of the paintings of the elder and the younger Willem van de Velde, Vol. II, Greenwich, National Maritime Museum, 1990, S. 694, Nr. 439.

Wir danken Dr. Remmelt Daalder für die Bestätigung der Authentizität des Werkes nach einer Fotografie, am 11.4.2024, sowie für seine Hilfe bei der Verfassung des Textes.

Willem van de Velde der Jüngere wurde in Leiden als Sohn des Malers Willem van de Velde des Älteren geboren. Er war für seine monochromen Schiffsdarstellungen bekannt, für die er Skizzen anfertigte, die er später in Tuschemalereien auf Leinwand oder Paneelen umsetzte, die zuvor mit einer weissen Grundierung vorbereitet worden waren. Er lernte die Grundlagen seiner Kunst zunächst in der väterlichen Werkstatt, wurde aber von 1648 bis 1651 auch von Simon de Vlieger, einem Verwandten der Familie, unterrichtet. Van de Veldes Familie hatte sich in Amsterdam niedergelassen. Dort arbeitete der Künstler bis ins Jahr 1672, welches von den Niederländern als rampjaar (Unglücksjahr) bezeichnet wird. Viele Künstler bekamen den durch die französische Invasion verursachten wirtschaftlichen Zusammenbruch mit voller Wucht zu spüren und wurden ins Exil getrieben. Willem van de Velde war gezwungen, sich in England niederzulassen, um seinen Lebensunterhalt dort zu verdienen. Im Jahr 1674 trat er zusammen mit seinem Vater in die Dienste von König Karl II. Um Talente vom Kontinent anzuziehen, bot der englische Herrscher den Neuankömmlingen zahlreiche Vorteile wie Religionsfreiheit oder Steuerbefreiungen. Nach seiner Ankunft in London erhielt Van de Velde eine jährliche Pension und ein Atelier im Queen’s House in Greenwich. 1691 zog er nach Westminster um. Während dieser englischen Periode entstand unser Gemälde, was nicht zuletzt durch die kantige Schrift der Signatur bestätigt wird, die typisch für Willem van de Veldes Tätigkeit jenseits des Ärmelkanals ist. Im Vordergrund hat ein Boot, das sowohl von Segeln als auch von Rudern angetrieben wird, das Festland erreicht. Anhand der Flagge können wir ein englisches Schiff identifizieren. Rot-weiss gestreift und mit dem Kreuz des Heiligen Georgs versehen, scheint es sich um die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie (British East India Company) zu handeln, die 1600 von Königin Elisabeth I. von England gegründet wurde. Das schwindende Licht am Ende des Tages verleiht dem Bild eine heitere Atmosphäre, die von Van de Veldes Kunden offenbar gesucht wurde. Aus dem von Michael Strang Robinson erstellten Catalogue raisonné der Werke von Vater und Sohn Van de Velde geht hervor, dass Willem van de Velde regelmässig Schiffsdarstellungen bei ruhigem Wetter produzierte. Der Maler schuf jedoch auch unruhigere Seelandschaften, in denen die Schiffe einer stürmischen See gegenüberstehen und die ein anderes Publikum ansprechen sollten. Diese Schiffsansichten und Seelandschaften führten zu zahlreichen Varianten, die von Willem van de Velde und seinem Atelier tatkräftig produziert wurden. Letzteres bestand unter anderem aus verschiedenen Familienmitgliedern wie seinem jungen Sohn Cornelis van de Velde oder seinem Schwager Johan van der Hagen. Willem van de Velde spielte eine führende Rolle bei der Entwicklung der Marinemalerei im 17. Jahrhundert, zunächst in der Republik der Vereinigten Niederlande, wo dieses Genre in den Jahren 1610–1620 entstand, und dann in England in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Seine Werke waren zu seinen Lebzeiten ein grosser Erfolg und prägten die englische Malerschule nachhaltig.
Online Catalogue 3 April 2025 - A Swiss Private Collection Lot 317 Willem van de Velde 1633–1707

Küstenlandschaft mit Schiffen, 1678
Öl auf Leinwand
unten rechts signiert und datiert W.V.Velde 167(8)
51,5 x 64,5 cm

Estimate

CHF 40'000 – 60'000

Sold for

CHF 50'810

Provenance

Frau E. T.
Auktion Hôtel Drouot, Paris, 20.3.1912, Los 7
Sammlung Emil Glückstadt
Auktion Winkel & Magnussen, Kopenhagen, 2.– 5.6.1924, Los 694

Literature

Michael Strang Robinson, Van de Velde, A catalogue of the paintings of the elder and the younger Willem van de Velde, Vol. II, Greenwich, National Maritime Museum, 1990, S. 694, Nr. 439.

Wir danken Dr. Remmelt Daalder für die Bestätigung der Authentizität des Werkes nach einer Fotografie, am 11.4.2024, sowie für seine Hilfe bei der Verfassung des Textes.

Willem van de Velde der Jüngere wurde in Leiden als Sohn des Malers Willem van de Velde des Älteren geboren. Er war für seine monochromen Schiffsdarstellungen bekannt, für die er Skizzen anfertigte, die er später in Tuschemalereien auf Leinwand oder Paneelen umsetzte, die zuvor mit einer weissen Grundierung vorbereitet worden waren. Er lernte die Grundlagen seiner Kunst zunächst in der väterlichen Werkstatt, wurde aber von 1648 bis 1651 auch von Simon de Vlieger, einem Verwandten der Familie, unterrichtet. Van de Veldes Familie hatte sich in Amsterdam niedergelassen. Dort arbeitete der Künstler bis ins Jahr 1672, welches von den Niederländern als rampjaar (Unglücksjahr) bezeichnet wird. Viele Künstler bekamen den durch die französische Invasion verursachten wirtschaftlichen Zusammenbruch mit voller Wucht zu spüren und wurden ins Exil getrieben. Willem van de Velde war gezwungen, sich in England niederzulassen, um seinen Lebensunterhalt dort zu verdienen. Im Jahr 1674 trat er zusammen mit seinem Vater in die Dienste von König Karl II. Um Talente vom Kontinent anzuziehen, bot der englische Herrscher den Neuankömmlingen zahlreiche Vorteile wie Religionsfreiheit oder Steuerbefreiungen. Nach seiner Ankunft in London erhielt Van de Velde eine jährliche Pension und ein Atelier im Queen’s House in Greenwich. 1691 zog er nach Westminster um. Während dieser englischen Periode entstand unser Gemälde, was nicht zuletzt durch die kantige Schrift der Signatur bestätigt wird, die typisch für Willem van de Veldes Tätigkeit jenseits des Ärmelkanals ist. Im Vordergrund hat ein Boot, das sowohl von Segeln als auch von Rudern angetrieben wird, das Festland erreicht. Anhand der Flagge können wir ein englisches Schiff identifizieren. Rot-weiss gestreift und mit dem Kreuz des Heiligen Georgs versehen, scheint es sich um die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie (British East India Company) zu handeln, die 1600 von Königin Elisabeth I. von England gegründet wurde. Das schwindende Licht am Ende des Tages verleiht dem Bild eine heitere Atmosphäre, die von Van de Veldes Kunden offenbar gesucht wurde. Aus dem von Michael Strang Robinson erstellten Catalogue raisonné der Werke von Vater und Sohn Van de Velde geht hervor, dass Willem van de Velde regelmässig Schiffsdarstellungen bei ruhigem Wetter produzierte. Der Maler schuf jedoch auch unruhigere Seelandschaften, in denen die Schiffe einer stürmischen See gegenüberstehen und die ein anderes Publikum ansprechen sollten. Diese Schiffsansichten und Seelandschaften führten zu zahlreichen Varianten, die von Willem van de Velde und seinem Atelier tatkräftig produziert wurden. Letzteres bestand unter anderem aus verschiedenen Familienmitgliedern wie seinem jungen Sohn Cornelis van de Velde oder seinem Schwager Johan van der Hagen. Willem van de Velde spielte eine führende Rolle bei der Entwicklung der Marinemalerei im 17. Jahrhundert, zunächst in der Republik der Vereinigten Niederlande, wo dieses Genre in den Jahren 1610–1620 entstand, und dann in England in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Seine Werke waren zu seinen Lebzeiten ein grosser Erfolg und prägten die englische Malerschule nachhaltig.