Emil Nolde (1867–1956 )
Zu den verkauften WerkenFrüh offenbarte sich, dass Emil Nolde für ein Dasein als Landwirt nicht geeignet war. Aus diesem Grund absolvierte er eine Lehre als Holzschnitzer in einer Möbelfabrik in Flensburg. Danach betätigte er sich als Möbelschnitzer in Karlsruhe. Diesen Aufenthalt nutzte er, um die dortige Kunstgewerbeschule zu besuchen. Im Alter von 23 Jahren zog es ihn in die Metropole Berlin. Auch dort betätigte er sich im Möbelgeschäft, dieses Mal als Entwurfszeichner. Als Hobby entdeckte er in dieser Zeit das Zeichenstudium in Museen. Besonders von assyrischer und ägyptischer Kunst zeigte er sich beeindruckt. Ebenfalls faszinierten ihn die Arbeiten des Künstlers Arnold Böcklin. Nolde gefielen dessen Darstellungen einer beseelten Natur.
Im Jahr 1892 übersiedelte Emil Nolde aus beruflichen Gründen nach St. Gallen. Er wurde Lehrer für gewerbliches und ornamentales Entwurfszeichnen an der Schule des ansässigen Gewerbemuseums. Die Nähe zu den Alpen inspirierte Nolde. Er wurde Mitglied des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) und bestieg neben anderen Gipfeln das Matterhorn. In seiner Freizeit zeichnete Nolde denn auch die Schweizer Berge grotesk personifiziert und liess Postkarten dieser Arbeiten drucken. Ein äusserst lohnender Einfall: Die Postkarten wurden zum Verkaufsschlager. Der finanzielle Erfolg ermöglichte Emil Nolde fortan ein Dasein als freier Künstler. Ebenfalls in seiner Zeit in der Schweiz entstand eine Mappe von 24 Lithographien deren Grundlage Zeichnungen von Bergbauern darstellten. Die sogenannten „Typen aus Appenzell“.
Emil Nolde verliess St. Gallen um in München eine private Kunstschule zu besuchen. Im Jahr 1889 malte Nolde bei Adolf Hölzl in Dachau. Darauf folgte ein neunmonatiger Aufenthalt in Paris mit Besuch der Académie Julian. Im Jahr 1902 vermählte sich Emil Nolde mit der Dänin Ada Vilstrup. Sein Nomadendasein fand ein Ende: Das Paar wurde auf der dänischen Insel Alsen sesshaft.
Die Kunst Noldes besticht in erster Linie durch ihre Farbigkeit und Leuchtkraft. Der Künstler vertraute beim Malen ganz auf seinen Instinkt, trug Farben äusserst grosszügig auf, verwendete mitunter statt eines Pinsels gar seine Finger. Nolde schien beim Malen regelrecht in eine Art Rausch zu verfallen. Der nicht selten dramatische Ausdruck seiner farbgewaltigen Bilder zeugt davon. Emil Nolde gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus. Von seiner Kunst zeigten sich auch die Mitglieder der Künstlergruppe „Die Brücke“ begeistert und forderten ihn auf, sich ihnen anzuschliessen. Emil Nolde folgte dieser Einladung im Jahr 1906. Als Brücke-Mitglied beteiligte er sich an Ausstellungen und freundete sich bei einem ausgedehnten Aufenthalt in Dresden mit anderen Künstlern der Gruppe an. Trotz anhaltender freundschaftlicher Verbundenheit verlässt Emil Nolde die Gruppe bereits eineinhalb Jahre nach seinem Beitritt. Noch einmal sollte Emil Nolde einer Künstlervereinigung beitreten: Im Jahr 1909 der „Berliner Sezession“. Diese verliess er allerdings im Streit und unfreiwillig. Gemeinsam mit anderen Zurückgewiesenen aus dieser Künstlergemeinschaft gründete Emil Nolde schliesslich die „Neue Sezession“.
Am häufigsten setzte sich Emil Nolde in seinen Bildern mit der Natur auseinander. Vereinzelt findet man in seinem Werk auch Grossstadtszenen, ein Kontrast zu seiner Naturverbundenheit, welcher ihn ebenfalls reizte. Ab dem Jahr 1909 interessierten ihn zunehmend auch religiöse Bildthemen. Eine Expeditionsreise in die Südsee als ethnographischer Zeichner vom Herbst 1913 bis ins Jahr 1914 konfrontierte Nolde zudem mit der sogenannten „Kunst von Primitiven“.
Die Kunst Emil Noldes führte mitunter auch zu heftigen Kontroversen. Reaktionen, denen der Künstler mit Ablehnung der meisten Einladungen zu Ausstellungen begegnete. Er zog sich in den nordfriesischen Ort Seebüll zurück. Umso mehr, als er während des Zweiten Weltkriegs durch die Nationalsozialisten mit einem Malverbot belegt wurde. Sie stigmatisierten seine Kunst als „entartet“. Eine weitere bittere Kriegserfahrung für Emil Nolde: Seine Wohnung in Berlin wurde bei einem Bombenangriff vollständig zerstört. Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Künstler bis zum Zusammenbruch des Dritten Reiches Anhänger des NS-Regimes blieb.
Nach Kriegsende wurde Emil Nolde zahlreich geehrt und ausgezeichnet. Er war Teilnehmer der ersten documenta im Jahr 1955. Auch an deren zweiter und dritter Ausgabe wurden seine Arbeiten gezeigt, allerdings erlebte dies Nolde nicht mehr. Nachdem seine Frau Ada im Jahr 1946 verstarb, vermählte sich der 81jährige Nolde überraschenderweise noch einmal zwei Jahre später mit der 26jährigen Jolanthe Erdmann.
Der deutsche Maler und Grafiker Emil Nolde starb am 13. April 1956 in Seebüll.
Seebüll - Nolde Museum Seebüll
Der Mann, der den Bergen ein Gesicht gab – Blog zur Schweizer Geschichte - Schweizerisches Nationalmuseum