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Rudolf Wacker (Bregenz 1893–1939 Bregenz)

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Am 25. Februar 1893 kam Rudolf Wacker in Bregenz zur Welt. Die erste Station seiner künstlerischen Ausbildung bildete die „Kaiserlich-Königliche Fachschule für gewerbliches Zeichnen“ seiner Heimatstadt. Danach folgte ein kurzer Aufenthalt in Wien an der Malschule Bauer um kurz darauf – ab dem Jahr 1911 – ein Studium an der zur damaligen Zeit äusserst berühmten Zeichenschule in Weimar aufzunehmen. Zu seinen Lehrmeistern gehörten der Tiroler Maler Albin Egger-Lienz sowie der bekannte Illustrator und Grafiker Walter Klemm.

Der Unterricht fand für Rudolf Wacker ein abruptes Ende: 1914 wurde er zum Militärdienst einberufen. Nur ein Jahr später geriet er in Polen in russische Gefangenschaft. Rudolf Wacker verbrachte beinahe fünf Lebensjahre unter Arrest in Sibirien. Während dieser Zeit versuchte er die schrecklichen Kriegserfahrungen mittels detaillierten Tagebucheinträgen zu verarbeiten. Leider sind nur noch sehr wenige dieser Schriften auffindbar. Die Kriegserlebnisse prägten Rudolf Wacker für sein künftiges Schaffen nachhaltig.

Im Jahr 1920 durfte Rudolf Wacker wieder in seine Heimat zurückkehren. Allerdings zog es ihn zunächst nach Berlin. Die deutsche Metropole beherbergte damals die Avantgarde der Kunstszene. Insbesondere der Expressionismus erhielt viel Aufmerksamkeit. Auch Rudolf Wacker zeigte sich vom neuen revolutionären Kunstverständnis beeindruckt und gesellte sich vorübergehend zu Erich Heckel und dessen Kreis. Damals betätigte er sich vor allem als Grafiker: Besuche im Völkerkundemuseum - speziell die dort gezeigten exotischen Figuren und Masken - inspirierten ihn dazu.

Trotz aller Begeisterung beendete Rudolf Wacker seinen Berlinaufenthalt zugunsten seiner Heimatstadt Bregenz bereits ein Jahr später 1921. „Zu Hause“ heiratete er 1922 Ilse Moebius und „zu Hause“ erlebte Rudolf Wacker auch seine erste grosse Ausstellung. 1923 zeigte das Vorarlberger Landesmuseum verschiedene seiner Arbeiten. Prompt provozierte die Ausstellung heftige Meinungsverschiedenheiten: Insbesondere Rudolf Wackers charakteristische Stillleben erfuhren vehemente Ablehnung.

Rudolf Wacker begann als Zeichner und fand erst ab den frühen 1920er Jahren auch den Zugang zur Malerei. Noch spannender als der Wandel seiner Technik erscheint aber die gleichzeitige Veränderung seines Stils: Ohne sich absichtlich mit Kunstströmungen auseinanderzusetzen, schlichen sich plötzlich Stilelemente der Neuen Sachlichkeit in Rudolf Wackers Arbeiten. Heute gilt der Künstler als Vorläufer des Magischen oder auch Phantastischen Realismus. Magisch und phantastisch deshalb, weil der Künstler eine Verbindung zwischen Realität und Fiktion innerhalb seiner Bilder herstellte. In Wackers Bildern vereinen sich greif- und sichtbare Alltagsgegenstände mit traumartigen Visionen.

Rudolf Wackers finanzielle Situation blieb Zeit seines Lebens angespannt. Obwohl er regelmässig Bilder an Ausstellungen präsentierte und mitunter verkaufte, konnte er seine Familie und sich selbst dadurch doch kaum versorgen. Bescheidenen finanziellen Erfolg erfuhr er lediglich durch seine kleinformatigen Blumenbilder. Im Jahr 1926 gründete Rudolf Wacker zusammen mit anderen Künstlern der Bodenseeregion die Gruppe „Der Kreis“. Zum Schweizer Maler Adolf Dietrich – ebenfalls ein Mitglied „Des Kreis“ - pflegte Rudolf Wacker freundschaftlichen Kontakt.

Zu Beginn der 1930er Jahre engagierte sich der Künstler politisch. Er warnte vor erneut drohender Kriegsgefahr und beteiligte sich an Friedenskundgebungen. Im Gegensatz zur Mehrzahl seiner Berufskollegen traute Rudolf Wacker sich, die Kulturpolitik der Nationalsozialisten öffentlich zu kritisieren. 1934 erlebte der Künstler den grössten Erfolg seiner Karriere: Er nahm an der Biennale in Venedig teil. Beruflich betätigte sich Rudolf Wacker von 1936 bis 1938 als Dozent im Aktzeichnen an der Bregenzer Gewerbeschule. Sein Antrag für eine Professur an der Akademie in Wien wurde allerdings abgelehnt. Nachdem im Jahr 1938 deutsche Truppen nach Österreich einzogen musste Rudolf Wacker mit Repressalien rechnen. Sein Haus wurde mehrfach nach belastenden Unterlagen durchsucht, sein Name erschien auf einer Liste, welche „dem Kommunismus verdächtigte Personen“ verzeichnete. Das war zu viel für den empfindsamen Künstler: Bei einer Hausdurchsuchung erlitt Wacker einen ersten Herzanfall, ein zweiter folgte als ihn die Gestapo ins Kreuzverhör nahm. Obwohl sich der Zustand des Künstlers kurzzeitig noch einmal verbesserte, starb Rudolf Wacker mit nur 46 Jahren am 19. April 1939 in Bregenz.

Rudolf Wacker gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Vertreter der Neuen Sachlichkeit und des Expressionismus. Er nimmt in der Malerei seines Heimatlandes eine zentrale Position ein. Zudem geniessen seine Werke auch ausserhalb Österreichs hohes Ansehen. Kennzeichnend für Künstler der Neuen Sachlichkeit ist ihre Faszination an vermeintlich banalen Alltagsgegenständen. Dies ist ganz gewiss auch ein Merkmal, welches auf Rudolf Wacker zutraf: So bezeichnete sich der Künstler schon einmal als „Anwalt der unbeachteten bescheidenen Dinge“ oder als „Porträtist von Gegenständen“. Oft malte Rudolf Wacker Stillleben, Masken und Puppen, manchmal aber auch Akte. Er bediente sich dabei einer ausgewogenen Farbigkeit, sowie bewusst einfachen kompositorischen Grundsätzen. Der mitunter magische Gehalt seiner Bilder nahm ab den 1930er Jahren ab. Stattdessen verwendete Rudolf Wacker zunehmend kraftvollere Farben und abstraktere Formen.

Obwohl Rudolf Wacker die gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit stets aufmerksam beobachtete und sich nicht scheute seine Meinung kundzutun, verzichtete er doch vollständig auf sozialkritische Anklagen innerhalb seiner Kunst. Gleichzeitig versagte er sich aber auch, eine Idylle innerhalb seiner Bilder hervorzurufen, die er so in der Wirklichkeit nicht wiedererkannte.


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